Samstag, 19. Mai 2018

Pleiten, Pech und Pannen...


Nach einem nicht wirklich reichhaltigen Frühstück fuhren wir am 10. Mai rechtzeitig aus Ufa los, immer Richtung Osten. Wir kamen bei wenig Verkehr gut vorwärts und erreichten schon bald das Ural-Gebirge, die willkürlich gezogene Grenze zwischen Europa und Asien. 





Nach dem Ural gelangten wir in die Westsibirische Tiefebene, die, wie gesagt, tief und eben ist! Ca. 100 m über Meer und extrem flach. Gute Strasse, viele gerade Abschnitte und bestes Reisewetter. Da wir nun einige gemütliche Tage in Kazan und Ufa verbrachten, wollten wir endlich etwas Terrain gut machen. Und so fuhren wir heute über 1‘000 km. Bei einsetzender Dunkelheit passierten wir auch den furchtbaren Abschnitt zwischen Kurgan und Ishim. Vor zwei Jahren schlug ich hier die Ölwanne leck. Doch wieder einmal mehr ging alles gut.





Am nächsten Tag ging es rassig weiter, in der Tiefebene lässt es sich sehr gut fahren. Auch heute schafften wir an die 800 km.
Am 12. Mai gelangten wir nachmittags um zwei Uhr zu BMW in Novosibirsk. Dort luden wir die Reifen für Isa ab und warteten. Die Schweizer Fahrerin sollte am Abend die Werkstatt erreichen und einen Reifenwechsel durchführen. 





Sandro und ich hingen den ganzen Nachmittag und Abend bei BMW rum. Die haben den Laden bis 21.00 h offen. Und kurz vor 21.00 Uhr traf Isa ein. Was für ein glückliches Wiedersehen!!! Hat sie sich gefreut! Und wir uns auch! Während die Reifen gewechselt wurden, kochte ich ihr Bratwurst mit Rösti, zum Dessert gab es Stalden-Creme. Mehr Schweiz geht nicht! Auch darüber hat sie sich enorm gefreut und wollte eigentlich gar nicht mehr weiterfahren... Nach dem Nachtessen fuhren wir zum nahegelegenen Hotel, tranken noch ein Bier und mussten schlafen gehen.






Isa fuhr am 13. Mai um sechs Uhr in der Früh von Novosibirsk los. 


Wir schliefen noch eine Runde und fuhren dann zu Honda in Novosibirsk. Dort luden wir die Reifen für Anita ab. 




Wir werden sie bei Igor in Taishet treffen, falls alles rund läuft. Doch das lief es nicht. Jedenfalls nicht für uns. Ich musste schon bald feststellen, dass irgendetwas mit der Kupplung nicht stimmte, sie schlug beim ein- und auskuppeln. Komisch. Und irgendwann mal, so ungefähr 130 km vor Krasnojarsk gab es ganz seltsame Geräusche und es ging nichts mehr! Mit grossem Schrecken musste ich feststellen, dass die Halterungen des Verteilergetriebes gebrochen waren. Jetzt hat es uns ganz übel erwischt! So kann ich keinen Meter mehr fahren. Glücklicherweise kam der Pole mit dem Land Rover angefahren, den wir am Nachmittag an der Tanke trafen. Er bot uns an, uns mit nach Krasnojarsk zu nehmen. Dankend nahmen wir an. Selbstverständlich war auf diesem Abschnitt das Internet so mies, dass ich nichts organisieren konnte. Der Pole setzte uns am Stadtrand in einem Hotel ab und fuhr seiner Wege. Ich versuchte mit Hilfe von Natalias Schwester einen Abschleppdienst zu organisieren. Doch es war schon spät und wir müde. So beschlossen wir, erstmal ein Bier zu trinken auf den Schrecken und am nächsten Tag weiterzuschauen.
So geschah es dann auch. Ich konnte kaum Schlafen vor Sorge und morgens um vier Uhr suchte ich via Internet einen Abschleppdienst. Siehe da, gleich um die Ecke, keine 500 m vom Hotel entfernt, fanden wir Hilfe. Sie starteten sogleich den Abschlepper und gemeinsam fuhren wir zum Unglücksort. Magirus aufgeladen und in eine Werkstatt geschleppt. 








Auch da machten sie sich sofort an die Arbeit. Es sollte etwa anderthalb Tage dauern. Wir fuhren danach mit dem Taxi in die Stadt ins Hotel, wo ich bereits letztes Jahr logierte. Gute Adresse! Nach dem Bezug des Zimmers flanierten wir erst mal ein wenig dem Jenissei entlang, tranken ein gutes Bier und unterhielten uns. Am Abend zum Nachtessen ebenfalls in das schicke Restaurant, wo ich mit Paul letztes Jahr dinierte. Wiederum sehr lecker. Gut gesättigt genossen wir noch ein bisschen das Nachtleben von Krasnojarsk.





Gegen Mittag des 15. Mais traf ich mich kurz auf einen Kaffee mit Anastasia, die Schwester Natalias, meiner Russischlehrerin. Am Nachmittag spazierte ich mit Sandro etwas in der Stadt rum, zeigte ihm noch dies und das und gegen Abend fuhren wir mit dem Taxi wieder zur Werkstatt. Eigentlich sollte der Magirus heute Abend fertig werden, doch das Zwischengetriebe lag noch nebenan. Immerhin schon die neuen Halterungen angefertigt. So bezogen wir Quartier im nebenan liegenden Motel. Ein Loch in tadellosem Sowjetmief! Für eine Nacht geht’s grad so. Die Zimmer eher an Zellen erinnernd. Und die Prozedur für den Gästeeintrag komplizierter als die Einreise beim Zoll. Die gute Frau am Empfang hatte null Plan, was sie mit ausländischen Gästen machen muss. Sie wollte den gesamten Pass kopieren und was weiss ich nicht noch was. Ich musste dann ziemlich energisch eingreifen und sagen, was sie zu tun und zu lassen hat. Das Nachtessen nahmen wir im ebenso gemütlichen wie warmherzigen Lokal nebenan ein. Die Chefin hatte sich aber sehr über uns zwei Schweizer Besucher gefreut. 





Die Arbeiten in der Werkstatt dauerten noch bis 14.00 Uhr. Dafür war es aber gute Arbeit und ich bin zuversichtlich. 



Endlich konnte es weitergehen. Doch die Vibrationen waren immer noch vorhanden und das machte mir grosse Sorgen. Ich liess Reifendruck ab, doch auch das nützte nicht wirklich viel. Es stellte sich heraus, dass die Kardanwelle an der Vorderachse viel Spiel im Schubstück hat. Und so reduzierten wir unser Tempo auf ca. 70 – 75 km/h. Mit einer Stunde Zeitverschiebung erreichten wir gegen halb zehn Uhr abends Igor in Taishet. Was für ein frohes Wiedersehen! Ich bin nun bereits zum fünften Mal bei ihm zu Gast. Doch zuerst gab es Banja, danach lecker Nachtessen, liebevoll zubereitet von Lena, Igors Frau. Dazu wurde reichlich Vodka serviert und viel erzählt. 





Leider mussten wir am nächsten Morgen schon wieder Abschied nehmen und fuhren gemütlich Richtung Irkutsk. Beim Tanken entdeckte ich das nächste Ungemach! Der Zusatztank für die Heizung verlor Diesel. Schweissnaht am Verbindungsstutzen gerissen. Mist auch!!! Na gut, Verbindung zum anderen Tank trennen, Diesel ablassen und abdichten. Weitere lose Teile entdeckt und befestigt. Es vibriert einfach zu stark. Ich muss dringend was unternehmen dagegen! Doch erstmal müssen wir Irkutsk erreichen. Also fuhren wir bis etwa um acht Uhr abends und hielten bei einer wunderbar gelegenen Raststätte. Das Interieur neu und alles blizblank sauber, dass Essen frisch zubereitet und hervorragend! Noch nie so gute Posi gegessen. Das sind burjatische Teigtaschen, welche im Dampf gegart werden.
Am 18. Mai gelangten wir kurz nach Mittag endlich nach Irkutsk! Ich bin so froh. Es ist ein Stück Heimat für mich, hier kenn’ ich mich aus. Wir gingen gleich in die «Auberge Theatrale» zu Sonja. Auch hier ein herzliches Wiedersehen! Mit ihrem Mann Aljoscha besprach ich kurz mein Problem wegen der Kardanwelle und gemeinsam fuhren wir zu einer Werkstatt, die das machen kann. Die reparieren Kardanwellen und wuchten sie auch aus. 1A. Nur leider war es Freitagnachmittag und am Wochenende arbeiten sie nicht. Nun denn, komme ich halt vorbei, wenn ich wieder in Irkutsk bin, anfangs übernächste Woche. D.h., weiterhin mit 70 km/h unterwegs. 






Wie dem auch sei, wir machten danach einen Spaziergang zum Fluss Angara und tranken da erstmal ein Bier. Am Abend assen wir bei Benoit dem Belgier, gleich neben der Unterkunft. Und in der Bar um die Ecke noch einen Absacker oder zwei...






Am heutigen Samstag führte ich Sandro etwas in der Stadt rum und machte einen auf Tourguide. Schönstes Wetter für eine Stadtbesichtigung. 






Am Sonntag wollen wir weiterfahren zum Baikalsee und nach Ulan-Ude.

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