Sonntag, 29. Oktober 2017

Rückkehr

Wir schrieben Samstag, den 7. Oktober und es stand ein Marathon-Programm an für den heutigen Tag. Jedenfalls für Beatrice. Sie kam leicht verspätet um halb sieben mit dem Flugzeug in Irkutsk an. Daraufhin fuhren wir mit dem Taxi zur Unterkunft, wo es erstmals einen Kaffee gab. Bereits um neun Uhr kam der deutschsprachige Guide und machte mit uns eine Tour nach Listvjanka. Ja, ja, ich wollte nie an diesen Touri-Hotspot, doch Beatrice sollte doch den Baikal auch noch sehen. Denn am nächsten Tag stand ja der Start zur Rückfahrt an. Also fuhren wir nach Listvjanka. Als erstes sahen wir uns den Schamanen-Felsen an.



Dieser befindet sich direkt am Ausfluss der Angara aus dem Baikalsee. Die Legende erzählt, dass Vater Baikal sauer war, weil seine einzige Tochter Angara zu ihrem Geliebten Jenissej wollte ohne das Einverständnis vom Vater. Aus Wut warf er ihr einen grossen Felsen nach, traf sie jedoch nicht und so liegt der Felsen nun da. Angara traf Jenissej und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute glücklich miteinander. (Jenissej ist ebenfalls ein grosser Strom Sibiriens. Nach etwa 1'500 km fliesst die Angara in den Jenissej, danach ins Nordmeer). Da jedoch die Angara bereits vor Irkutsk ein erstes Mal gestaut wird, ragt nur noch eine kleine Spitze des Felsens aus dem Wasser, was ein etwas enttäuschendes Bild abgibt.
Danach ging unsere Fahrt weiter und wir besuchten das Baikal-Museum. Eine Art Naturkundemuseum rund um das Thema Baikalsee. Entstehung, Geschichte, Flora und Fauna des Sees werden auf sehr anschauliche und informative Art vorgestellt. Und endlich sah ich auch mal Nerpas, die berühmten Baikal-Robben. Die einzigen Süsswasserrobben der Welt.



Danach besichtigten wir das ehemalige Fischerdorf Listvjanka. Vom Fischfang erzählt bloss noch eine Ruine für Schiffbau. Das Wetter war kalt und windig, die Saison fast zu Ende, was jedoch den Vorteil hatte, dass es wenig Touris gab. So war es erträglich.




Am späteren Nachmittag trafen wir wieder in Irkutsk ein und verbrachten noch etwas Zeit am Markt.
Am Sonntag fuhren wir bereits um acht Uhr früh los, es war eine ruhige und angenehme Fahrt mit wenig Verkehr. Ab und an gab es Schneeschauer, der Herbst neigte sich hier bereits dem Ende entgegen. Auch immer weniger Blätter gab es an den Bäumen.





Gegen sechs Uhr abends trafen wir in Tayshet bei Igor ein. Ein herzlich warmer Empfang, bin ich doch schon fast Stammgast. Wir sassen lange in der Banja und sprachen viel über dies und das. Das Nachtessen danach war wie immer sehr lecker. Egal wie ihr unterwegs seit in dieser Gegend - geht da vorbei, es lohnt sich alleweil!




Nach dem ausgiebigen Frühstück ging unsere Reise weiter, diesmal bis nach Krasnojarsk.

 
Wir waren zu Gast bei den Eltern Natalias, meiner Russischlehrerin. Auch da wurden wir aufs Köstlichste verwöhnt. Doch auch hier konnten wir bloss eine Nacht verbringen, die Zeit drängte.




Mit den herzlichsten Wünschen und den Kühlschrank gefüllt mit Eingemachtem verliessen wir tags darauf Krasnojarsk. Wir kamen gut voran, das Wetter durchzogen und Verkehr hatte es relativ wenig. Wir fuhren bis kurz vor Novosibirsk auf einen Rastplatz, auf dem ich bereits letztes Jahr war. Ziemlich müde in die Raststätte, etwas Essen und ein Bier, danach zurück in den Magirus und ins Bett.




Es war bereits Mittwoch, den 11. Oktober und heute ging die Fahrt weiter über Novosibirsk und da es wiederum so gut lief, liessen wir auch Omsk hinter uns. Das Wetter war freundlicher, doch der Verkehr nahm ständig zu, je westlicher wir fuhren. Auch die Temperaturen nahmen zu und der Herbst war noch nicht so weit fortgeschritten wie in Ostsibirien. Nach etwa 820 km war dann Schluss für heute. Wir befanden uns wieder in der westsibirischen Tiefebene, weshalb wir auch solche Strecken zurücklegen konnten.




Am nächsten Tag fuhren wieder bis sechs Uhr abends. Diesmal gab es weniger Kilometer, doch die Strasse zwischen Ishim und Kurgan ist immer noch sanierungsbedürftig, weshalb wir auf ca. 150 km bloss mit 60 - 70 km/h fahren konnten. Der Parkplatz und die Raststätte kurz vor Tscheljabinsk waren aber nett und das Essen ausgezeichnet. Beatrice hatte es wieder sehr streng mit ihren diversen elektronischen Geräten...





Da wir jeden Tag mehr Kilometer machten als eigentlich vorgesehen war, erreichten wir deshalb die Stadt Ufa westlich des Urals bereits einen Tag früher. Auch hier im Ural war der Herbst noch im vollen Gange, die Bäume hatten fast noch alle Blätter und auch die Temperaturen waren deutlich höher.






Nachdem wir uns im Hotel mitten in der Stadt eingerichtet hatten, schauten wir uns die nähere Umgebung an und suchten ein gutes Restaurant. Dies fanden wir auch. Wir assen fürstlich und die Bedienung war top! Preis/Leistungsverhältnis stimmte.
Am Samstagmorgen ging Beatrie alleine etwas in Ufa bummeln, während ich einige Kleinreparaturen am Magirus vornahm. Am Nachmittag trafen wir Aigul, unsere deutschsprachige Stadtführerin. Beatrice war jedoch sehr müde und konnte nicht mehr viel gehen. Wir setzten sie in ein Taxi und sie fuhr ins Hotel zurück. Derweil zog ich mit Aigul alleine durch die Stadt und sie zeigte mir noch viele interessante und schöne Orte. Zum Nachtessen holten wir Beatrice wieder im Hotel ab und gingen alle georgisch essen.










Am Sonntag, 14. Oktober, stand ein weiterer Besuch an. Veronica kam im Hotel vorbei. Sie ist diese Frau, die letztes Jahr den Kontakt zu Azad und dem Tibetischen Medizinzentrum gemischelt hatte. Dies endete ja bekanntlich unschön und in gegenseitigem Missfallen. Inzwischen glaube ich aber der Version von Veronica. Wie dem auch sei, ich freute mich und sie sich auch. Es gab viel zu erzählen, das heisst, vorallem Veronica erzählte viel. Wir kamen fast nicht zu Wort... Sie lud noch einen Bekannten zu uns ein, der ebenfalls mit Tourismus zu tun hat und ein ganz interessanter Mensch ist. Wir konnten uns alle auf Englisch unterhalten. Am späteren Nachmittag fuhren wir mit dem Bus zu Veronica nach Hause. Sie wohnt mit ihrer Tochter und Mutter in einer wirklich kleinen 1 1/2-Zimmerwohnung.



Früh am Morgen verliessen wir Ufa, unsere Fahrt musste weitergehen.



Es regnete noch immer, doch ab und an klarte es auf unterwegs. Bei Toljatti gab es dann kein Weiterkommen, da die Strasse für LKW von 07.00 - 22.00 h gesperrt ist. Dies bedeutete für uns einen Umweg von etwa 150 km, da wir wieder zurückfahren und am Ostufer der Wolga entlang fahren mussten bis nach Saratow. Dort befand sich die nächste Brücke über den Strom.



Und die "Strasse" dahin war eine einzige Katastrophe... Dutzende, wenn nicht hunderte von Kilometern konnten wir nur mit 30 - 50 km/h fahren. Und da der Oktober doch auch schon etwas fortgeschritten war, dunkelte es schon früh ein. Um sieben Uhr abends fanden wir zum Glück eine schöne und gute Raststätte mit freundlicher Bedienung. Das brauchten wir auch, nachdem wir so durchgeschüttelt wurden.




Der nächste Tag war nicht besser, jedenfalls nicht was die Strassenqualität anbelangte. Erst kurz vor Saratow wurde die Strasse wieder das, was allgemein als Strasse bezeichnet wird. Heute kamen wir bis kurz vor Voronesh und übernachteten auf einer ultramoderen Autobahnraststätte.



Am Mittwoch, 18. Oktober, wollte ich frühzeitig losfahren, es stand der Grenzübertritt Russland - Ukraine auf dem Programm. Die Fahrt bis zur Grenze war angenehm, sehr gut ausgebaute Fernstrasse und wenig Verkehr.




So auch an der Grenze. Nette und hilfsbereite Beamte auf beiden Seiten. Nur für die Zolldeklaration zu löschen musste ich etwas länger anstehen. Und ich gab ihr dann noch die falsche, nämlich die weissrussische. Es dauerte einen Moment bis ich es begriff, kramte die russische hervor und alles war wieder in Ordnung. Natürlich musste die freundliche Beamtin den Magirus schnell anschauen kommen. Und sie hat sich sehr gefreut. Die offizielle Zollkontrolle ging speditiv, auch hier ein sehr korrekter und freundlicher Beamter. Das selbe galt bei den Ukrainern. Sie wollten es etwas genauer wissen, doch alles in allem ging es auch hier speditiv. Nach insgesamt 3 1/2 Stunden reisten wir in die Ukraine ein und fuhren noch ein Stück weiter bis zur nächsten Raststätte. Ein nettes Lokal, überaus freundliche und nette Bedienung, das Essen sehr schmackhaft und das WiFi ausgezeichnet!
Gegen Mittag des 19. Oktober erreichten wir die Tore Kiews.





Und hier begann ein weiteres kleines Abenteuer, denn es war eine Demonstration im Gange, die uns zwang, einen Umweg und diverse Polizeikontrollen hinzunehmen.



Und da wir nicht ganz die einzigen waren auf der Strasse und den Umwegen, brauchten wir für die letzten zwei Kilometer etwa eine Stunde! Wir schafften es dann aber doch noch bis zum Hotel. Hier wurden wir von meinem Vater und meiner Schwester empfangen!





So schön, die halbe Familie in Kiew zu treffen. In der Lobby des Hotels setzten wir uns erstmal hin, tranken etwas und erzählten einander, was so geschen war in letzter Zeit. Nachdem wir die Zimmer beziehen konnten, bummelten wir ein wenig in der Stadt, tranken Kaffee in einem Kaffeehaus mit äusserst unfreundlicher Bedienung. Das war aber schon eine Ausnahme. Schon bald war Zeit für Nachtessen, mein Vater und meine Schwester tickten noch nach schweizer Uhren. Wirklich gutes Restaurant, da war ich bereits letztes Jahr.






An der Hotelbar noch einen kurzen Absacker und wieder einmal früh ins Bett. Meine Schwester musste zeitig aufstehen, irgendwie um sechs oder sieben Uhr morgens ging ihr Flug zurück. Für Beatrice, meinen Vater und mich stand eine Stadtführung an. Es war leider die selbe Stadtführerin wie letztes Jahr, die einfach zu wenig gut Deutsch sprach. Aber alles in allem war es wieder interessant und Kiew ist immer eine Reise wert.







Via Facebook wurde ich von einem ukrainischen Privatsender kontaktiert, der irgendwie spitzgekriegt hat, dass ich in der Stadt war. Es ist ein Automobil- und Sportsender und sie interessierten sich für meinen Wagen und meine Reise. Und sie würden gerne ein kleines Interview machen. Klar konnten sie das! Um vier Uhr nachmittags trafen wir uns vor dem Hotel im Magirus. Das Interview dauerte etwa 1 1/2 Stunden und war recht amüsant. Und tatsächlich, etwa eine Woche später wurde die Sendung ausgestrahlt > https://m.youtube.com/watch?feature=youtu.be&v=RpwZ3uWIm7Y .

                                                             

Am Abend des selben Tages ging ich mit Beatrice und meinem Vater in ein nahegelegenes, ukrainisches Restaurant essen. Den Tipp bekamen wir von unserer Stadtführerin und es lohnte sich sehr. Wie immer viel zu viel gegessen...



Als wir wieder ins Hotel zurückkehrten, stand in unserem Zimmer eine Früchteschale mit den besten Grüssen der Direktion. Weshalb, hatte ich nicht ausfindig machen können. Doch wir freuten uns sehr darüber.



Am nächsten Tag galt es von Beatrice und Kiew Abschied zu nehmen. Beatrice flog in die Schweiz zurück, sie war mit mir zwei Wochen lang unterwegs quer durch Sibirien und Russland. Ich war froh um ihre Gesellschaft, so ging es auch etwas einfacher, diese lange Strecke zu fahren. Und ihr gefiel es auch sehr gut, sie war positiv überrascht von Russland.
Nun fuhr ich das letzte Stück mit meinem Vater. Auch das war sehr schön für mich und ich freute mich sehr, dass es klappte.
Der heutige Tag bestand vorallem aus Fahren und Warten. Wir verliessen Kiew um acht Uhr in der Früh und bereits um halb drei erreichten wir die Grenze zu Polen. Die Reise dahin war ruhig, wenig Verkehr und meist sehr gute Strassen. Das Wetter stark bewölkt und zeitweise Regen. Auf der ukrainischen Seite des Zoll bildete sich ein kilometerlanger LKW-Rückstau. Ich zog daran vorbei und stellte mich bei den Reisecars an. Doch auch das ging mir zu langsam, also fuhr ich einfach mal ganz nach vorne zum Einfahrtshäuschen. Und siehe da, wir wurden sofort hergewunken und eingelassen. Die Ukrainer waren vorallem am Magirus an sich und meiner Reise interessiert, die Zollkontrolle erfolgte ebenfalls speditiv und wir wurden irgenwie bevorzugt behandelt. Auf der polnischen Seite lief es anfangs auch recht gut, bis ich mit dem Magirus durch den Röntgenapparat fahren musste. Da haben sie offenbar etwas gesehen, was sie nicht ganz zuordnen konnten. Also auf den Parkplatz und ich musste mich bei der Revision melden. 3/4 Stunden am Schalter gewartet nur um dann zu erfahren, dass ich nochmals eine Stunde warten musste. Er hatte grad noch einen Auftrag, danach sei Schichtwechsel. Na toll! Ungefähr 1 1/2 Stunden später wieder am Schalter und dafür sass ein Beamter da, der sehr gut englisch sprach und auch sonst sehr freundlich und aufgeschlossen war. Wir gingen zusammen zum Röntgen, er schaute sich die Bilder an, danach nochmals ein oder zwei Staufächer geöffnet und das war's. Wir konnten endlich weiterfahren. Die nächste Raststätte lag jedoch etwa zwei Stunden Fahrzeit hinter dem Zollhof. Wir hatten uns das Nachtessen und das Bier heute wieder mal verdient...
Am Sonntag, 22. Oktober, gelangten wir nach einer sehr kurzen Fahrt nach Krakau. Eigentlich wollten wir da zwei Nächte verbringen, das Wetter wurde jedoch so mies und wir waren am heutigen Tag schon recht früh in der Stadt, dass wir beschlossen, bloss eine Nacht zu bleiben. Da wir wie gesagt viel zu früh da waren, war auch das Hotelzimmer noch nicht bereit gewesen. Das machte nichts, wir gingen dann erstmals die Stadt anschauen. Eine wirklich sehenswerte Stadt, intakte Altstadt und genügend Kirchen. Sehr geschichtsträchtige Stadt. Aber eben, da es kühl war und regnete, war es auch mässig angenehm, die Stadt zu erkunden. Am späteren Nachmittag kehrten wir wieder ins Hotel zurück und zum Nachtessen gingen wir in ein nahegelegenes Feinschmecker-Restaurant essen. Preiswert und sehr gut.










Am Montag, 23. Oktober, verliessen wir Krakau und standen erstmal in einem Stau auf der Stadtautobahn. Danach ging es aber flott weiter. Jedoch in Tschechien gelangten wir wieder in einen Monsterstau, alle mussten die Autobahn verlassen. Der gesamte Verkehr ging durch die Dörfer und eine Stadt. Das war sehr mühsam und kostete uns sicher drei Stunden. Deshalb kamen wir an diesem Tag nicht ganz so weit wie geplant. Dafür fanden wir bei Linz (A) eine schöne und gute Raststätte mit leckerem Essen. So geht's doch auch!

 



Heute Dienstag, 24. Oktober, fuhren wir rechtzeitig los, ein Stück Österreich noch, dann durch Deutschland und nochmals Österreich, bis wir um ca. 14.00h in die Schweiz einreisten.







Nicht einmal anhalten mussten wir. Und so waren wir gegen vier Uhr nachmittags wohlbehalten in Rothenburg angekommen. Mir hat die Zeit mit meinem Vater unterwegs sehr gut gefallen. Ich blieb diesen Abend bei meinen Eltern, es gab viel zu erzählen.




Erst am nächsten Tag, nach dem Mittag, fuhr ich in Malters ein, meiner alten Heimat...
Das Zurückkommen ist immer etwas Seltsames nach so langer Zeit. Ich werde wohl wieder lange brauchen, um wenigstens ein Stück weit richtig zurückzukehren...